Um 1600 gab es in Ocholt und Howiek noch keine Mühle. Die Howieker Bauern mussten ihr Korn in der sechs
Kilometer entfernten Bockmühle in Gießelhorst mahlen lassen. Um diesen beschwerlichen Weg zu vermeiden und
Zeit zu sparen, beschlossen die drei Howieker Bauern Dietrich, Oltmann und Gerd zu Howiek, für sich selbst an
der Ollenbäke eine Wassermühle zu errichten. Als sie nun um Baugenehmigung nachsuchten, wurde diese nicht
erteilt. Wahrscheinlich hatten die Besitzer der anliegenden Wischen protestiert, da sie bei der Stauung des
Wassers Überschwemmungen befürchteten. Die Howieker ließen sich aber nicht einschüchtern und wandten sich an
den Landesherrn, den Grafen von Oldenburg. Jedoch auch hier gab es Schwierigkeiten. Schließlich wurde der Bau
unter der Bedingung genehmigt, dass die Wassermühle auf dem „höchsten Bült" von Howiek errichtet würde. Mit
dieser Bestimmung glaubten die Herren in Oldenburg, den „dummen" Howiekern den Bau der Mühle unmöglich gemacht
zu haben.
Man hatte jedoch nicht mit der Schlauheit der Bauern gerechnet, die sofort ans Werk gingen und eine Mühle mit
einem unterschlächtigen Wasserrad bauten. In der Bäke legten sie ein Wehr an und zogen einen Graben, durch den
sie das aufgestaute Wasser nach dem Mühlrad leiteten.
Aber bald stellten sich schon Schwierigkeiten ein; denn die in vielen Windungen und mit wenig Gefalle träge
dahin fließende Ollen trat über die Ufer und überschwemmte die angrenzenden Wischen, wodurch Streitigkeiten
mit den Besitzern entstanden. Diese wollten das Stauen des Wassers verhindern und spielten dem Müller manchen
Streich. Sie zogen in der Nacht die Stauschotten hoch, sie durchstachen die erhöhten Ufer oder sägten Balken
durch, um dem gestauten Wasser einen schnellen Abfluss zu verschaffen. Am anderen Morgen gab's dann in der
Mühle ein „langes Gesicht", weil der Müllerknecht ohne Wasser nicht mahlen konnte.
Über 300 Jahre klapperte die Mühle an der Ollen und mahlte im Winter oft bei Tag und Nacht das Korn der
Eigentümer der Mühle und der Heuerleute zum täglichen Brot. Die Müllerarbeiten verrichteten abwechselnd
Großknechte der Mühlenbesitzer. Sie hatten es nicht sonderlich schwer, denn es dauerte etwa zweieinhalb
Stunden, bis ein Sack Roggen von 150 Pfund als Mehl im Sack war. Das Korn wurde bei zu Jeddeloh im Backofen
getrocknet, damit es sich besser mahlen ließ, d. h. im Mahlvorgang nicht gequetscht wurde. Gemessen wurde nur
mit einem Hohlmaß, dem Scheffel. Er fasste 36 Pfund Roggen. Das alte Ammerländer Flächenmaß: l Scheffelsaat
entspricht 1000 Quadratmetern. Das ist die Fläche, auf der man einen Scheffel (36 Pfund) Roggen aussäen muss
Nach der Erntezeit, wenn das Vieh aufgestallt worden war, wurden die Schotten des Stauwehrs in der Ollenbäke
niedergelassen. In niederschlagsarmen Zeiten konnten bis zu drei Wochen vergehen, ehe genügend Wasser zum
Betrieb der Mühle angestaut war. Die vorgelagerten Wischen wurden soweit überschwemmt, dass die Richelpfähle
häufig nicht mehr aus dem Wasserspiegel herausragten. Die Stauhöhe hat bis zu einem Meter über dem
Normalwasserstand betragen.
© Quelle: Broschüre "Verstäken Stück Heimat": De ole Watermöhln in Howiek
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